HERZLICH WILLKOMMEN!

 

DEUTSCHSPRACHIGE EVANGELISCHE GEMEINDE BARCELONA

 

 

JEDEN SONNTAG, UM 11 UHR

 

LADEN WIR ZUM GOTTESDIENST EIN!

 

 Wir sind eine lebendige und offene Gemeinde in Barcelona/Katalonien mit einer über hundertjährigen Geschichte. Der sonntägliche Gottesdienst bildet die Mitte unseres Gemeindelebens. Wir haben für viele Altersgruppen Angebote: Chor, Kinderkirche, Seniorenkaffee, Bastel- und Gymnastikgruppen. Unsere Veranstaltungen und Gruppen stehen allen offen, die Gemeinschaft suchen und mitmachen möchten.

Kommen Sie einfach mal vorbei.

Wir freuen uns über Ihren Besuch!

 

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PREDIGT

 Für alle, die leider nicht zum Gottesdienst kommen konnten,

veröffentlichen wir an dieser Stelle einige der zuletzt gehaltenen Predigten.

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Predigt vom Sonntag, den 16. März 2025

 

„Ach…!“ Liebe Gemeinde, heute schon geseufzt? Ich habe gelesen, der Mensch seufzt durchschnittlich 12-mal in der Stunde. Wobei hier unbewusstes Seufzen mitgezählt wird. Durch seine doppelte Einatmung und längere Ausatmung reguliert es unsere Lungenfunktion.

 

Das andere Seufzen, das, welches wir bemerken, provozieren wir ganz bewusst. „Ach!“ Meist ist es mit einem Geräusch verbunden: „Ach, wie soll ich nur alles schaffen?“ oder: „Ach, dieser Wein ist ein guter Tropfen!“ Seufzen wir auf bewusste Weise, zeigen wir Gefühl: Angst, Sorge, Trauer, aber auch Sehnsucht und Wohlbefinden. Wer seufzt, macht dem Herzen Luft – dem bedrückten oder dem zufriedenen. Nach der ersten Woche mit dem Titel „Fenster auf!“ trägt der zweite Sonntag der Fastenaktion „7 Wochen Luft holen, ohne Panik!“ die Überschrift „Seufzen“.

 

Ich lade Euch daher an dieser Stelle ein, zweimal bewusst zu seufzen: Einmal vor Zufriedenheit – denkt an etwas Leckeres, Schönes! Und einmal aus Sorge – da fallen uns erfahrungsgemäß schneller Dinge ein...

 

Ich finde, in den Wochen vor Ostern sind wir Christen auf konzentrierte Weise eine Gemeinschaft der Seufzenden. Denn das Erinnern von Leid und von Hoffnung auf dem Weg bis zum Ostermorgen, beschreibt die zwei Richtungen unseres Seufzens besonders eindrücklich.

 

Auch der heutige Predigttext ist ein Seufzen. Ein Seufzen nach Gott:

 

Gedenke, Gott, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind!

 

Uralte Worten aus Psalm 25, eingangs haben wir sie gebetet. Ein Mensch ruft nach Gott. Vielleicht ist dieser Ruf ein lauter Schrei, oder nur ein leises Schluchzen. Oder eben - ein Seufzen. Ach, Gott… gedenke deiner Barmherzigkeit und deiner Güte! Sie sind doch immer da gewesen…

 

Mit diesem Satz gibt der Psalm dem Sonntag seinen Namen: "Reminiszere" heißt er, auf deutsch: "Gedenke", Gedenke, Gott deiner Barmherzigkeit!

 

Das alte Gebet ruft in Erinnerung, worauf der Glaube hofft: Auf Gottes barmherzigen Blick. Darauf, dass dieser Blick auf allem Leben ruhen möge, trotz Elend, Not und Gewalt, trotz Schuld und Verfehlung. Ruhen möge, auf mir, auf euch und ihnen, auf uns und der Welt.

 

Ganz selbstverständlich gebraucht der Psalm dafür das altertümliche Wort "gedenke". Wir verwenden es kaum noch. Fast wie ein Fremdwort wird es nur zu besonderen Anlässen benutzt: "In stillem Gedenken" steht auf dem Grabstein, im Bundestag erheben sich die Parlamentarier zu einer "Gedenkminute". Ganz anders in der Bibel. Hier ist gedenke einer der am häufigsten gebrauchten Imperative. Gedenke! Erinnere dich!

 

Gedenken hat für die Menschen im Alten Testament eine existenzielle Bedeutung. Es bedeutet, seine Herkunft zu kennen. Wissen, zu wem man gehört. Gedenken ist identitätsstiftend: "Erinnere dich an Gottes Geschichte mit dir, mit uns. Erinnere dich und erzähl deinen Kindern davon. Hänge deine Hoffnung daran", so lautet Mose Auftrag an das Volk Israel. "Gedenke deiner Wurzeln, dass sie für dich und die Nachfolgenden zu Flügeln werden können."

 

Auch das Christentum lebt vom Gedenken. Unser Glaube baut auf dem auf, was Menschen vor uns mit Gott erlebt haben. Die biblischen Worte und Erzählungen, die wir in den Gottesdiensten hören, sind wie Spiegel für unsere Erfahrungen mit Glauben und Zweifel, mit Krisen und Gottesferne. Finde ich mich in den alten Worten wieder, können sie zu Bausteinen meiner Hoffnung werden, mich stärken und stützen aufrichten und leiten.

 

„Ach… - da ist das Seufzen wieder - kann der Jahrtausende alte Psalm heute zu so einem Baustein werden?“ Gedenke Gott, deiner Barmherzigkeit!

 

Auf jeden Fall lässt mich seine drängende Bitte aufhorchen: Gedenke! Erinnere dich! Vergiss nicht!

 

Gedenke… Liebe Gemeinde, vielleicht ist es einen Versuch wert? Nehmen wir den Sonntag Reminiszere beim Wort und probieren das Gedenken direkt einmal aus! Lassen wir einen kurzen Blick über die Landkarte unserer Erinnerungen schweifen und fragen uns: Was war? Was ist?

 

Wir werden Unterschiedliches erinnern, sicher. Kein Leben ist wie das andere. Aber ich vermute und hoffe, in all dem, was sich unterscheidet, sind immer wieder Momente des Glücks erkennbar: Unvergessliche Augenblicke, manchmal unverhofft. Lieder oder Worte, die tragen. Geschichten, die gut ausgehen. Die Erfahrung: Es gibt Gesichter, die mich ansehen. Hände, die meine Schulter drücken oder meinen Kopf berühren. Beim Blick über die Landkarte unseres Lebens finden wir Erinnerungen an Vertrauen. Freundschaft. Liebe. Auch Neuanfang und Versöhnung blitzen auf, zumindest als Versuch. Nehme ich mir Zeit und gedenke dieser Momente, seufze ich froh: „Ach ja“(:

 

Leider sind uns allen auch die anderen Momente vertraut, die, in denen Psalm 25 entstand. Die Zeiten, in denen wir Gnade und Barmherzigkeit nicht mehr erkennen in unserer Not. Zeiten des Abschieds etwa. Es tut so weh. Ich bin so traurig. Oder in Zeiten der Krankheit. Warum ich? Warum schon wieder Krankenhaus? Oder auch in Zeiten der Unsicherheit, wie gerade in unserer Welt, vielleicht. Werden unsere Enkel die Herausforderungen lösen können? In solchen Zeiten gelingt nur noch das Seufzen in die eine, die klagende Richtung: „Ach, Gott, gedenke doch, was du versprochen hast!“ ):

 

Martin Luther brachte dieses klagende Seufzen und der daraus entstehende Teufelskreis des Jammerns, Zauderns und der Selbstzweifel beinahe um seinen Glauben. Doch dann begriff er die Gleichzeitigkeit von beidem Seufzen. Er verstand, dass wir Menschen einerseits immer hinter dem zurückbleiben, was uns möglich wäre und andererseits zugleich immer ganz und gar, von Kopf bis Fuß geliebt und ein wundervoller Gedanke Gottes sind. Ihm wurde klar: wir sind beides auf einmal: fehlerhaft, schuldig und trotzdem beschenkt mit Gnade und Barmherzigkeit. Beschenkt, allein, weil Gott es so will.

 

Gott gibt Liebe aus freien Stücken. Keine Liebe, um zu… Keine Liebe nur, wenn… Sondern Liebe bedingungslos und absichtslos, barmherzig und gnädig! Jesus Christus ist dafür der lebende Beweis.

 

Als Gemeinschaft der Seufzenden, liebe Gemeinde, haben wir also jedes Recht vor Gott unser Herz auszuschütten und klagend zu seufzen, über das, was uns und dieser Welt misslingt. Wie Psalm 25 dürfen wir Gott mit unseren Sorgen und Ängsten in den Ohren liegen. Genauso aber haben wir jeden Grund, auch froh zu gedenken, was Gott verspricht und was Jesus nicht müde wurde zu predigen: Gnade und Barmherzigkeit werden das letzte Wort haben. Ihnen gehört das Reich Gottes. Immer, wenn wir an uns verzweifeln und uns und andere richten, sollten wir daran denken. Und auch dann, wenn wir aus dem Seufzen und Jammern nicht mehr vermögen auszubrechen, weil alles nur noch ausweglos und schlimm erscheint. Auch dann dürfen wir uns erinnern: Reminiszere! Gedenke! Erinnere dich: Der Glaube hält Bausteine der Hoffnung parat, Barmherzigkeit und Gnade für uns und unserer Welt! Dass wir nicht zuschanden werden und nie verlernen, in beide Richtungen zu seufzen. „Ach“ ): und „Ach“ (:

 

Auch Psalm 25 gelingt es in all seinem klagenden Seufzen schließlich: seine letzten Worte sind: „Ich traue auf dich, Gott!“ Amen.

 

Es gibt ein Lied, das ich als Abschluss der Predigt singen möchte – gewissermaßen als Zusammenfassung meiner Gedanken. Es ist ein Seufzer-Lied:

 

Ach… hast du uns vergessen Gott? Gott, der Wunder tut? ):

Ach! Hast uns nicht vergessen, Gott! Gott, der Wunder tut! (:

 

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